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Sich beim Anstehen anstellen I

Aktualisiert: 3. Aug. 2021

Es gibt Unzählige Situationen, in denen man die merkwürdigsten Verhaltensmuster der Menschen beobachten kann. Eine dieser Situationen betrifft das Anstehen in Warteschlangen. Für diese Beschreibung habe ich die verschiedenen Ausprägungen in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Es ist durchaus möglich, dass ich diesen Beitrag beizeiten erweitern werde, aber bis jetzt sind mir ausschließlich diese verschiedenen Typen über den Weg gelaufen.

1) Der auf Hochdruck laufende Einkaufswagenrambo

Er scharrt stetig mit den Hufen, hat seinen Einkaufswagen schon mindestens 3,4 Mal (natürlich aus Versehen!) in deine Hacken gefahren und gegen deinen Po gedupst und er ist dir so nah, dass du seinen Atem im Nacken spürst. Diese unangenehme Art des Dränglers ist äußerst unangenehm und penetrant - und dennoch so ineffektiv. Schließlich steht da trotzdem noch immer eine Person - ja, vor ihm - und sie wird sich auch nicht durch sein Verhalten in Luft auflösen. Beim Warten an der Kasse schmeißt der Einkaufswagenrambo seinen Wageninhalt schon gerne auf das Warenband, noch ehe die Person vor ihm diese Handlung beendet hat. Entschuldigung, ob wohl noch ein bisschen Platz für meine Sachen übrig ist? Oh und dürfte ich das Trennstäbchen vielleicht hier hinlegen? Ich wollte ja eigentlich nicht für sie mitbezahlen, aber im Moment sieht es so aus, als gehörten wir zusammen. Zumindest unsere Einkäufe. Ich roll’ die Orange mal ganz vorsichtig ein bisschen in Ihre Richtung. Diese Sorte von Einkäufer kann einem wirklich die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Ich versuche inzwischen allerdings gelassen zu bleiben und die Ruhe zu bewahren. Das heißt im Konkreten: Ich zahle bar. Warten Sie, ich habs bestimmt passend! Oh, Treuepunkte? Was ist das denn gerade für eine Aktion? Eine Bonuskarte? Was wären denn die Vorteile? Kann ich das Formular gleich hier bei Ihnen ausfüllen? Der auf Hochdruck laufende Einkaufswagenrambo ist im Übrigen bereits durch seinen Autofahrstil zu erkennen. Hat man ein solches Exemplar hinter sich, darf man sich auf wildes Gestikulieren zu erkennen im Rückspiegel (ich hätte nie gedacht, dass ich Menschen von den Lippen lesen könnte, aber dieser Fall ist eine Ausnahme), hektisches Drängeln und Parken im Kofferraum sowie unnötiges Gehupe und übertriebenes nach links und rechts driften freuen. Während die Gesichtsfarbe dieser Person sich dann von leuchtend orange über gedecktes rot bis hin zu bläulichem violett verfärbt, frage ich mich immer, was der Grund für eine solche Eile sein könnte. Meistens komme ich zu dem Schluss, dass bestimmt gleich die Lieblingsserie anfängt. 2) Der flexible, ungebundene aus-der-Reihe-Tänzer

Dieser Kandidat ist extrem mutig und liebt das Risiko. Besonders häufig ist er in Postfilialen, in Banken oder Bäckereien vertreten. Schamlos nutzt er die Gelegenheit aus, wenn sich mehrere Schlangen gebildet haben, die sowohl auf Seiten der Kunden als auch für den Verkäufer für Verwirrung und Unsicherheit sorgen. Herrscht einen Augenblick lang Ungewissheit darüber, wer als nächstes an der Reihe sein könnte, wittert der aus-der-Reihe-Tänzer seine Chance! Flinken Schrittes manövriert er sich geschickt und ohne zu zögern auf die Pole-Position, während die Übrigen sich noch fragen, wo dieser Kunde eigentlich so urplötzlich herkam - in den meisten Fällen hat er gerade erst den Laden betreten. Hemmungslos äußert dieser auch gleich sein umfangreiches Anliegen. Denn anders als man vermuten könnte handelt es sich hierbei meistens nicht nur um eine Kleinigkeit, sondern extrem seltene Spezialfälle, für die mindestens 2 bis 3 Kollegen angerufen und zu Rate gezogen werden müssen. Es ist nicht verwunderlich, wenn am Ende ein Expertenteam bestehend aus der halben Filiale mit der Bearbeitung dieser Aufgabe beschäftigt ist. Aber auch das ist halb so wild: So können wir alle etwas über diese spezielle Nachfrage lernen. Oder endlich mal das zugespammte Email Postfach auf dem Smartphone aufräumen. 3) Der rebellische Reihenfolgenallergiker

Hierbei handelt es sich um einen wahren Klassiker: Beim Boarding am Flughafen ist es für diesen Typen nicht ersichtlich, dass es durchaus Sinn ergeben könnte, wenn die Passagiere mit den Sitzplätzen in den hinteren Reihen zuerst, und anschließend diejenigen mit den vorderen Sitzplätzen einsteigen. Nein, der Reisende mit dem Ticket für Sitzplatz 6A steigt gerne als Erster ein und versucht seinen ziemlich geräumigen Handgepäckskoffer sowie die dicke Daunenjacke und den oversized Schal in das Gepäckfach über sich zu stopfen. Die Passagiere, die zu ihren hinteren Sitzplätzen durchgehen wollen, werden mit kalten Blicken der Gereiztheit gestraft (Seht ihr denn nicht, dass ich beschäftigt bin? Wie kann man nur so ignorant sein!). Natürlich möchte dieser Kandidat beim Aussteigen ebenfalls direkt als erster das Flugzeug verlassen. Noch während das Flugzeug zu seiner Parkposition rollt, wird sich abgeschnallt und Kleinkram sortiert. Danach wird eilig alles andere zusammengeräumt und man ärgert sich, dass es nicht vorwärts geht (Was dauert das denn so lange, wir stehen doch schon?!). Keine Gangway, kein Aussteigen. Auch nicht, wenn man gleich zu Beginn aufsteht. Vielleicht werden diese Menschen auch irgendwann begreifen, dass alle Passagiere gleichzeitig am Reiseziel ankommen und dass man sich spätestens bei der Passkontrolle oder der Gepäckübergabe wieder sieht. In den meisten Fällen hat sich diese Hektik also total gelohnt. Wer zuletzt lacht… Ein ähnliches Phänomen kann beim Busfahren beobachtet werden: Manche Menschen schaffen es, als letzte bei der Haltestelle anzukommen und trotzdem als erste einzusteigen. Nicht selten wird dann mit Tüten und Taschen ein gesamter Vierer-Sitzplatz blockiert. Es gilt das Motto: Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.

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